Das Ergebnis zuerst: Nach Zusammenfassung aller Gefährdungsfaktoren wird die Verwundbarkeit Deutschlands gegenüber dem Klimawandel als mittel bewertet. Aber was heißt das? Das eigens gebildete „Netzwerk Vulnerabilität“ hat potentiell relevante Klimawirkungen analysiert und so deren Auswirkungen auf die Gegenwart, die nahe Zukunft (2021-2050) und die ferne Zukunft (2071-2100) bewertet.
Die Auswirkungen der Klimawirkungen wurden unter zwei Szenarien, einem starken und einem schwachen Wandel betrachtet.
Je nach dem welche Entscheidungen die Menschheit in den kommenden Jahren treffen wird der Klimawandel stärker oder schwächer ausfallen, ein stärkerer oder schwächerer Wandel wirkt sich direkt auf die Verwundbarkeit aus. Ein Beispiel: Bei einem schwachen Wandel erwarten die Experten eine Erhöhung der Jahresmitteltemperatur für die nahe Zukunft von 1°C, für die ferne Zukunft von ungefähr 2°C. Bei einem straken Wandel sind dagegen ganz andere Werte zu erwarten, ein Plus von 2°C allein für die nahe Zukunft, für die ferne Zukunft sogar ein Plus von bis zu 5°C.
Dies wirkt sich z.B. wiederum auf die Forst- und Waldwirtschaft aus, bei höheren Temperaturen wird die Entwicklung von Schädlingen begünstigt, die Vulnerabilität steigt bei einem starken Wandel.
Weiterhin haben die einzelnen Handlungsfelder verschiedene Anpassungskapazitäten, so hat das „Handlungsfeld“ Forstwirtschaft zwar große Anpassungskapazitäten wird aber aufgrund der hohen Betroffenheit durch steigende Temperaturen und zunehmende Wasserknappheit mit einer mittleren bis hohen Vulnerabilität bewertet.
Gleichzeitig wird beim Handlungsfeld Industrie und Gewerbe eine geringe Vulnerabilität bei noch unklarer Betroffenheit gesehen. Diese verfüge jedoch über ausreichend hohe Anpassungskapazitäten.
Aber nicht alle Handlungsfelder verfügen über hohe Anpassungskapazitäten, die biologische Vielfalt ist bei hoher Betroffenheit und geringen Möglichkeiten nur wenig Anpassungsfähig, besonders durch die Begünstigung invasiver Arten entsteht hier eine hohe Vulnerabilität.
Zusammengefasst: Besonders Betroffen sind die Handlungsfelder Bauwesen aufgrund eines heißer werdenden Stadtklimas, der Küsten- und Meeresschutz aufgrund höherer Sturmflutgefahr, die Wald- und Forstwirtschaft s.o. und die menschliche Gesundheit, gerade Alte, Neugeborene und Kranke dürften in der Zukunft mit höheren Temperaturen in den aufgeheizten Städten zu kämpfen haben.
Generell sind Infrastruktur, Umwelt und Gesundheit eher verwundbar als die Wirtschaft.
Es ergeben sich folgende handlungsfeldübergreifende Problematiken:
- Schäden durch ansteigende Hitzebelastung in Verdichtungsräumen
- Wasserknappheit durch trockene Sommer
- Gebäude und Infrastrukturschäden durch Starkregen, Sturzfluten und Flussüberschwemmungen
- Schäden an den Küsten
- Veränderung der biologischen Vielfalt
Deutschland wird also betroffen sein vom Klimawandel wie auch nicht anders zu erwarten. Manche Sektoren wird es härter treffen als andere tendenziell wird die privat Bevölkerung eher unter den Folgen zu leiden haben, als die großen Konzerne. Ausgegangen davon das unsere eigene Vulnerabilität jedoch bereits schon im mittleren Bereich veranschlagt ist kann man sich ungefähr vorstellen wie kritisch sich die Lage in den Entwicklungsländern gerade in Afrika zuspitzen werden wird.
In einer globalisierten Welt ist die Betrachtung der Faktoren die Deutschland direkt betreffen werden nur ein Teil der Gesamtproblematik. Wir erleben schon heute erste Erscheinungen von Klimaflucht. Schon mit den syrischen Kriegsflüchtlingen zeigt sich unser Staat als schlecht vorbereitet und entsprechend überfordert. Es ist nicht davon auszugehen das die Zahlen Schutzbedürftiger in den kommenden Jahren zurückgehen werden. Und ich kann keinen Unterschied erkennen zwischen einem Kriegsflüchtling und jemandem der vor dem unvermeidlichen Hungertod flieht weil zuhause seine Felder vertrocknet sind.
Vor diesem Hintergrund könnte man die deutsche Gesamtvulnerabilität also durchaus als noch höher bezeichnen. Wichtig ist das wir jetzt gegen den Klimawandel aktiv werden. Denn werden wir es nicht werden die Folgen noch deutlich gravierender sein als ausbleibender Schnee in den Wintersportgebieten.